Die Bedeutung des Rückens
06.12.2017 15:38
von Ulrike Bauer

Die Bedeutung des Rückens

Fällt dir im Alltag manchmal deine Rückseite auf?

In der Regel beachten wir sie überhaupt nicht – außer natürlich, wenn wir Schmerzen im Rücken oder Nacken haben.Dein Rücken sollte allerdings der Körperbereich sein, der dich durch deinen Alltag führt.

Aber Achtung: der Rücken führt nicht, indem er dich nach vorne schiebt, sondern – genau im Gegenteil – indem er hinten bleibt.

 

Warum ist der Rücken für uns besonders?

Der Rücken ist für uns ein ganz besonderer Bereich. Wir nehmen ihn meist im alltäglichen Verhalten nicht bewusst und aktiv wahr.

Einer der Gründe, wodurch ich dies erklären kann, ist: du siehst deinen Rücken nicht.
Du siehst ihn nur, wenn du dich im Spiegel betrachtest - und da aber auch meist verdreht.
Dazu kommt der Unterschied, dass du deine Vorderseite direkt betrachten kannst, deine Rückseite aber nur durch Hilfsmittel, also nicht auf direktem Weg.

Du kannst also deine Rückseite, um sie bewusst wahrzunehmen, nur spüren, aber nicht sehen.
Und das macht für uns einen unglaublich großen Unterschied. Wir haben dadurch zu unserer Rückseite nicht denselben Bezug, nicht denselben Kontakt wie zu unserer Vorderseite.

Wenn du nun einmal hinspürst: du hast die Wahl zwischen 2 Gegenständen. Einer ist dir bekannt und vertraut, weil du ihn dir schon oft angesehen hast, ihn oft berührt hast und einer ist dir diesbezüglich unbekannt. Für welchen würdest du dich großteils entscheiden? Vor allem dann, wenn es schnell gehen soll, wenn du aus der Routine handeln möchtest?

Dasselbe auch bei Personen: eine ist dir vertraut, eine andere nicht. Für welche Person würdest du dich schneller entscheiden, wenn du mit jemandem einen gemütlichen Abend verbringen möchtest? Vor allem dann, wenn du abschalten und einen entspannten Abend willst?

Meist sind es die bereits bekannten und vertrauten Themen, auf die wir in solchen Situationen zurückgreifen.

Neues und Unbekanntes macht uns meist erst dann Spaß, wenn wir genügend Zeit dafür haben, wenn wir entspannt sind und kreativ etwas ausprobieren wollen.

 

Und nun vergleiche dasselbe zum Thema Rücken und Körperfront.
Die Vorderseite ist bekannt und vertraut, die Rückseite eher unbekannt.
Hier sind wir genauso um vieles aktiver in unserer Front. Das heißt, wir kümmern uns im Alltag wenig um unsere Rückseite, pushen dafür aber umso mehr in die Vorderseite – und das alleine durch diese psychologischen Fakten.

 

Der Rücken und die Verbindung mit der jetzigen Zeit

Dazu kommt dann jetzt aber auch noch unsere momentane Zeitqualität.

Wir drängen immer mehr und mehr nach vorne. Es wird erwartet, dass alles schnell gehen soll, dass wir so rasch wie möglich Ziele erreichen.
Unsere Gedanken planen und planen.
Wir denken vieles im Voraus, haben schon, während wir das eine durchführen, das nächste im Kopf.

In welche Richtung wird dadurch wohl unser Körper reagieren?
Richtig, nach vorne.
Wir schieben unseren Hals nach vorne, damit auch unseren Kopf, als könnten wir dadurch schneller sein, schneller denken, mehr sehen.
Genau das Gegenteil ist der Fall. Unser Blick wird dadurch eingeschränkter, unser Denken hektischer.
Oft haben wir sogar eine nach vorne geneigte Haltung, bedingt durch schnelles Gehen, weil wir glauben, dadurch schneller an ein Ziel zu gelangen.

 

Und was gehört wohl zu den inzwischen häufigsten Tätigkeiten?

Der dritte Grund, warum wir körperlich immer mehr und mehr vorne sind, ist die Computerwelt. Wir schieben Hals und Kopf nach vorne, da die Augen, das Schauen absoluten Vorrang haben.

Dadurch, dass wir dabei sogar noch in eine uns nicht greifbare Welt, in eine virtuelle Welt hineinschauen, wird diese Körperhaltung sogar noch verstärkt. Sogar unser Denken beschäftigt sich nicht mit dem, was sich gerade im realen Raum abspielt, sondern mit dem, was in der Computerwelt passiert. 

Ist es ein Wunder, dass unsere Rückseite protestiert? Durch alle diese Situationen, die nur unsere Vorderseite bevorzugen, verziehen wir den Rücken total aus seiner idealen Position.


Der Rücken könnte uns unglaublich viel ermöglichen

Wir gönnen dem Rücken seine eigentliche Aufgabe nicht. Und diese ist, uns zu führen, Kontakt zum rückwärtigen Raum zu haben, uns die Möglichkeit zu geben, bei uns selber zu sein, ruhiger und entspannter auch im Alltag zu handeln, authentisch zu sein.

All das ermöglicht uns der Rücken.

 

Probiere es am besten, wenn du möchtest, selber aus:

Setz dich aufrecht und so, dass du mit deinem Rücken eine Lehne oder eine Wand berührst. Beobachte mit geschlossenen Augen deinen Rücken.

Lass deine Haut bewusst die Lehne oder Wand hinter dir berühren. Suche mit deiner Haut sogar den Kontakt.
Wenn du nun dabei deine Vorderseite spürst, wirst du merken, dass diese dabei entspannt. Dein Brustbein löst seine übertriebene Kraft und beginnt, eine Verbindung zu deinem Becken bzw. zum Boden zu suchen.

Es wird automatisch auch deine Atmung verändern, da deine Lungen mehr Platz bekommen.
Das Gefühl, das du nun für deinen Rücken hast, ist Weite, er beginnt zu atmen.
Behalte dieses Gefühl bei, wenn du dich dann nicht mehr anlehnst. Suche  nun den Kontakt zur Luft hinter dir. Du kontaktierst mit deiner Haut hinten nun, statt der Lehne oder Wand, die Luft.

Du berührst den Raum hinter dir.
So nimmst du jetzt gleichzeitig den Raum hinter dir und auch den Raum vor dir wahr – vor allem, wenn du dies auch mit geöffneten Augen genauso weiter machst.

Dieses Gefühl gilt es nun, im Alltag anzuwenden. Egal in welcher Situation du bist, sitzend oder stehend, sei in deiner Rückseite, kontaktiere den hinteren Raum.

 

Ich bin sicher, du wirst sehr schnell Unterschiede merken, wie sich dein Handeln und dein Denken im Alltag verändern.
Ich wünsche dir viele tolle Momente und Situationen mit dieser Erfahrung! 

Wenn du Lust hast, dieses Thema aktiv auszuprobieren: es würde mich freuen, wenn du mich in meinen Stunden besuchst.
Dieses Thema wird in jeder Körperbewegt –Stunde spürbar gemacht, egal ob Körperbewegt für den Körper, für den Alltag, Körpermeditation oder all inclusive.
Ebenso kann ich dir empfehlen, dies in meinem Workshop mitzumachen – 4 Tage lang, 4.-7. Jänner. Hier kannst du geblockt an diesen 4 Tagen Körperbewegt kennenlernen.

Es würde mich freuen, dich begrüßen zu dürfen.

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